Innovation & Disruption im Unternehmen: “Kill Your Company”
Ich habe bereits einige Methoden beleuchtet, die die Innovation im eigenen Unternehmen erfolgreich vorantreiben können. Eine besonders provokante, aber nicht weniger effektive nennt sich Kill Your Company!
Warum Ihr Unternehmen zu töten eine erfolgreiche Zukunft bedeuten kann
Es gibt Unternehmen, für die bedeutet ein verlorener Anschluss an die Entwicklungen und Innovationen ihrer Branche das Aus. Nicht selten, weil sie die nächsten Schritte ihrer Konkurrenz und Trends ihrer Branche nicht rechtzeitig erkannt haben.
Sie alle werden bekannte Beispiele dafür kennen: Kameras von Kodak? Nokia Handys? Diese Unternehmen haben eines gemeinsam: Sie waren einmal Marktführer mit ihren Produkten. Waren einmal – weil sie existenzielle Entwicklungen wie die Digitalfotografie oder Smartphones verpasst haben. Sie wurden von ihren Konkurrenten nicht nur überholt, sondern abgelöst. Es gibt eine Methode, sein Unternehmen oder seine Geschäftsidee zu jedem beliebigen Zeitpunkt zu testen, indem man es radikal in Frage stellt und so für Widerstände der Zukunft erfolgreich aufstellt: Kill Your Company
Kill Your Company: Die Voraussetzungen
Die Idee hinter dieser Methode ist so einfach wie effektiv: Seien Sie selbst die Konkurrenz und verdrängen Sie Ihr Unternehmen in einem Gedankenspiel vom Markt. So entlarven Sie Risiken und entwickeln Strategien für die Zukunft.
Eine wichtige Voraussetzung ist, wie wir bei bislang allen Grundlagen für erfolgreiche Innovation gesehen haben, die richtige Unternehmenskultur. Dominique Stroh fasst in ihrem Buch „Agil geht anders“ passend zusammen, warum es aber auch hier nicht nur auf das Mindset der Mitarbeiter, sondern auch das der Führungskräfte ankommt:
„Mitarbeiter müssen sich trauen, frei zu sprechen. Führungskräfte müssen kritische Gedanken annehmen. Denn bei der Methode geht es darum, über den Tellerrand zu schauen und seine Komfortzone zu verlassen.“
Ist diese Voraussetzung erfüllt, ist es außerdem wichtig, dass alle Teilnehmenden z.B. eines Workshops auf einem ähnlichen Wissensstand sind. Es sollte ein grundlegendes Bewusstsein vorhanden sein, was auf dem Markt aktuell los ist. Und dann kann es auch schon losgehen!
Kill Your Company: In vier Schritten der Konkurrenz voraus sein!
Die Methode Kill Your Company funktioniert im Grunde in vier einfachen Schritten. In den ersten drei überlegt das Team angeleitet, wie es das eigene Geschäftsmodell torpedieren und „töten“ könnte. Im vierten und letzten Schritt werden dann die entscheidenden Ideen entwickelt, was passieren muss, um genau das zu verhindern.
Schritt 1: Unser Unternehmen stirbt, wenn unser Wettbewerber es schafft...
Im ersten Schritt geht es darum, seine Phantasie anzukurbeln und vor allem: aus der Perspektive von Kunden zu denken!
Mit welchen neuen Entwicklungen oder Innovationen würden Wettbewerber eine Lücke schließen, die allen Kunden fehlt? Was würde Wettbewerber zu Vorreitern machen?
Schritt 2: Blick in die Zukunft – wer kann unser zukünftiger Wettbewerber sein und wie bedroht er unser Geschäftsmodell?
Nicht immer ist die Konkurrenz groß, manchmal kaum vorhanden. Unterschätzen Sie niemals die Schnelligkeit und Flexibilität von manchen Unternehme(r)n in Zeiten der Digitalisierung! Konkurrenz kann manchmal schneller entstehen, als man denkt.
In diesem Schritt soll der Blick gezielt Richtung Zukunft gehen: Wer könnte in Zukunft den Markt bestimmen, vielleicht ein Unternehmen oder agiles Startup aus einer eigentlich anderen Branche? Mit welcher Idee müssten sie ihr Geschäftsmodell pivotieren, um zum ungeahnten Wettbewerber zu werden?
Schritt 3: Unser Produkt/Angebot hat keinen Wert mehr für..., wenn...
Noch einmal der wichtige Blick durch die Brille des Kunden oder Geschäftspartners. Das Team nimmt an, eines der zuvor entwickelten Szenarien tritt ein. Welchen Wert hat sas eigene Produkt oder das Angebot des eigenen Unternehmens dann noch für Kunden oder Geschäftspartner?
Um noch eine weitere Überlegung ins Spiel zu bringen: nicht nur unerwartete Konkurrenz kann dazu führen, dass das eigene Geschäftsmodell an Wert für den Kunden verliert. Auch unbeeinflussbare Veränderungen, wie politische Entwicklungen oder unaufhaltbare und unumkehrbare technologische Entwicklungen, sind denkbar. Hierfür hat die Digitalisierung in den letzten Jahren zahllose Beispiele geliefert.
Schritt 4: Was tun wir, um es gar nicht erst soweit kommen zu lassen?
Der letzte Schritt ist der schwierigste und zugleich wichtigste. Jetzt gilt es, konkrete Ideen zu entwickelt, wie die zuvor erdachten Szenarien verhindert werden können.
Im Idealfall hat das Team in den ersten drei Schritten schon so kreativ um die Ecke gedacht, dass nicht nur Ideen entstanden sind, wie branchenfremde Unternehmen zur unmittelbaren Konkurrenz werden können, sondern auch wie das eigene Geschäftsmodell umgedacht werden kann.
Wenn es beim ersten Versuch nicht direkt die perfekte Lösung für jedes Szenario gibt, ist das kein Grund zu verzweifeln. Denn es geht bei Kill Your Company vielmehr darum, die eigene Perspektive zu erweitern und Herausforderungen und Chancen zu sehen, die möglicherweise bislang unmöglich schienen oder nicht sichtbar waren. Und zu wissen, an welcher Stelle noch wichtige Informationen fehlen, um noch bessere Szenarien zu entwickelt ist ein hervorragendes Ergebnis, um sich für den nächsten Workshop vorzubereiten!