Schweizer Strommarkt braucht Erneuerung

Schweizer Strommarkt braucht Erneuerung

Mein take-away unserer spannenden «Energie-Winterschock?» Session am Swiss Sustainability Forum :

  1. Die #Energiekrise in Europa ist zuerst eine Erdgaskriese und dann eine Stromkriese. Es ist keine Erdölkrise. Fazit bleibt, dass die europäische Wirtschaft sich künftig nicht mehr auf günstiges Erdgas abstützen können wird.
  2. Beim Strom haben eine Mehrzahl Faktoren das Ausfallen des russischen Erdgases zusätzlich zu einem Problem gemacht: ungeplante Unterhaltsarbeiten bei französischen Kernkraftwerken, wenig Niederschläge und schwacher Wind bei Wasser- und Windkraft, heisse Temperaturen mit Einschränkungen bei der Flusskühlung von thermischen Kraftwerken.
  3. Der nächste Winter wird in der Schweiz dennoch mit verhaltenem Optimismus betrachtet. Ein Blackout und auch eine kontrollierte Teilabschaltung werden in der Schweiz als unwahrscheinlich erachtet, falls bei eingehaltenen Sparmassnahmen nicht etwa ein sehr kalter Winter mit der Abschaltung eines Grosskraftwerks zusammenfällt.
  4. Falls ein Problem auftaucht, ist dies eher nach Februar zu erwarten, da dann die Speicher (Gas und Strom) bei einem kalten Winter an ihre Grenzen kommen können.
  5. Mittelfristig kann sich die Krise positiv auf den CO2 Emissionen auswirken, aber kurzfristig ist mit erhöhten Emissionen zu rechnen. Kurzfristig erzeugen Zweistoffanlagen mehr Emissionen im Ölbetrieb als im Gasbetrieb. Aber der Ausbau der Erneuerbaren und auch Investitionen in Energieeffizienz und Wärmepumpen werden beschleunigt.
  6. Das gegenwärtige #Strommarktmodell ist am Anschlag:

  • Zur Zeit ist niemand in letzter Instanz zuständig für die Stromversorgungssicherheit. Eine solche Verantwortung muss mit klaren Vorgaben institutionell zugeordnet werden.
  • Eine (beschränkte) Notfallspeicherkapazität wurde im Hauruckverfahren improvisiert. Eine solche sollte in ausreichendem Masse langfristig etwa durch ein Auktionsverfahren sichergestellte werden (und damit auch die entsprechenden Investitionen angeregt werden).
  • Liquiditätsplanung wurde zur Achillesferse für Energieunternehmen. Mindestanforderungen diesbezüglich müssen geklärt werden (um den Bedarf nach einem künftigen Rettungsschirm zu ersetzen).

Diese Krise bietet eine enorme Chance, unseren #Strommarkt zu stärken und auch die mittelfristige #Dekarbonisierung zu beschleunigen.

Merci Corine Blesi und Felix Graf für die Einladung und David Stickelberger , Ronald Trächsel , Alain Creteur für das spannende Panel.

NZZ , NZZ Sustainable Switzerland , ENERGY EPFL

#EnergyTransition #Energiewende #electricity

Corine Blesi

Geschäftsführerin NZZ Connect

2 Jahre

Danke Christoph W. Frei für deine Gedanken! 🙏

Urs Martin Springer

Cofounder & CEO Blockstrom AG

2 Jahre

Einverstanden mit 1 bis 5. Den letzten Punkt kann ich allerdings nicht nachvollziehen: Worin genau besteht das Marktversagen? Hohe Preise zeigen Knappheit an und setzen Spar- und Investitionsanreize. Speicherseen, Wettbewerb und Importe sorgen für den permanenten Ausgleich von Angebot und Nachfrage. Wenn man sie denn wirken lässt…

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