Venture Capital - What's that?

Venture Capital - What's that?

Oft werden mir in Österreich in Bezug auf Speedinvest drei Fragen gestellt:

a) Was macht ihr so den ganzen Tag?

b) In welche Unternehmen investiert ihr?

c) Wie funktioniert ein Venture Capital Fonds (und was ist das überhaupt)?

Ich möchte diese Fragen kurz erläutern, auch um ein bisschen den Menschen die Illusion der happy peppy Startup Welt zu nehmen — als auch die Vorurteile darüber. Denn wir schaffen tatsächlich Wertschöpfung und auch Arbeitsplätze, in unserem Fall zum Beispiel über 1000. Ja — ein professioneller Fonds macht seriöse Investments und Nein, er investiert nicht nur in lustige Apps. Und Ja, das ist durchaus mit Arbeit verbunden (würden manche in Österreich sagen).

Was ist eigentlich ein Venture Capital Fonds?

Aber step by step. Bei einem Risikokapitalfonds wird, der Name ist Programm, Kapital investiert, das ein gewisses Risiko birgt. Die englische Definition von Risikokapital ist:

„capital invested in a project in which there is a substantial element of risk, typically a new or expanding business“ Das beschreibt es eigentlich ganz gut. Wir investieren also Kapital in Unternehmen und Produkte die ein gewisses Risiko bergen aber auch großes Wachstumspotential beinhalten.

Deswegen haben VCs meist in den Verträgen eigene Rechte; wie zum Beispiel eine Liquidation Preference oder pro-rata rights. Diese besonderen Rechte der VCs dienen als Absicherung für das oben bereits angesprochene erhöhte Risiko, dass eingegangen wird. Dabei kann es sich zum Beispiel um Produktrisiko, Marktrisiko oder sonstige Risiken die mit dem Investment verbunden sind. Man kann sich das etwas ähnlich wie in der Forschung vorstellen — man investiert in ein Team und ein Produkt ohne jedoch schon genau zu wissen was a) dabei rauskommen wird und b) ob das Produkt jemals wer kaufen wird.

Im Vergleich zu einem klassischen Business Angel investiert ein Fonds meist jedoch nicht sein eigenes Geld, sondern das Geld Dritter, seiner Investoren. Diese bezeichnet man als LPs oder Limited Partner. Unter diesen gibt es noch die sogenannten Cornerstone Investoren — also die Investoren mit den größten Anteilen am Fonds, die in gewissen Situationen die Investoren vertreten. Man kann sich das wie einen Aufsichtsrat vorstellen (für alle Juristen — legally natürlich nicht).

Das Geld der Investoren wird meist in geschlossenen Fonds über eine gewisse Laufzeit investiert zB. 10 Jahre. Davon sind 5 Jahre Investitionszeitraum in denen der Fonds neue Investments tätigt und 5 Jahre Deinvestitionszeitraum in denen der Fonds versucht seine Beteiligungen zu verkaufen. (Auf die Rechtsform werde ich nicht näher eingehen, da dies natürlich auch länderspezifisch ist; aber in Europa ist zumindest der Großteil einheitlich geregelt.)

Bei den meisten Fonds handelt es sich um geschlossene Fonds — das heißt es kann während der Laufzeit nicht investiert werden (und meist auch nicht verkauft). Grundsätzlich gilt generell, dass die meisten erfolgreichen Venture Capital Fonds eine kontinuierliche Basis von institutionellen Investoren haben und es meist sehr schwierig bis unmöglich ist zu investieren. Schon gar nicht für normale Privatanleger — also eher Finger weg von Fonds die hier kleine Privatanleger ködern.

Darüber hinaus gibt es die GPs — also General Partner, dabei handelt es sich um das Management des Fonds. Diese bekommen einen Anteil am Carry. So was ist das jetzt schon wieder?

Der Carry ist sozusagen der Gewinnanteil des Managements oder die Beteiligung des Managements. Spricht man von einem klassischen Fonds ist es meist ein 2/20 Modell: 2% Management Fee, 20% Carry. Das heißt 2% des Fondsvolumens dienen jährlich als Deckung der Fixkosten — diese Fee nimmt mit der Laufzeit des Fonds meist ab (im Deinvestitionszeitraum).

Der Carry hat zwei Ausprägungen den „whole of funds“ carry und den „deal by deal“ Carry. Ohne in Details zu gehen kann man sich das wie die Namen schon sagen so vorstellen: Abgerechnet wird am Schluss (whole of funds) versus abgerechnet wird nach jedem Deal (deal by deal).

In vielen Fällen gibt es eine so genannten Hurdle Rate für das Management — das heißt der Fonds muss zuerst als Hürde eine gewisse Mindestverzinsung erreichen bis das Management vom Carry profitiert. Die wichtigsten Kennzahlen zur Messung der Performance eines Venture Capital Fonds sind am Ende des Tages (oder des Jahres) der Cash on Cash multiple (also zum Beispiel aus einmal Geld zweimal Geld gemacht) und die Internal Rate of Return (IRR).

Je nach Phase unterscheidet man zwischen Early Stage und Later Stage Investoren. Zu Beginn setzt der klassische Business Angel an. Dieser investiert meist sein eigenes Geld und muss keine LPs zufrieden stellen. Daher kann er mehr Risiko gehen und das einzelne Investment ist meist nicht so ausschlaggebend. In dieser Phase geht es vor allem um eine starke Brand, ein starkes Branchennetzwerk und darum die richtigen Gründer auszuwählen. Business Angels sind daher meist nur in einem lokal begrenzten Raum tätig. Viele Unternehmen scheitern — Erfolgreiche erzielen dafür sehr hohe cash on cash Multiples.

Danach geht es weiter bis zu den Later Stage Investoren oder sogar Private Equity Fonds mit eigenen Growth Teams. Dies sind Teams die sich auch mit Unternehmensfinanzierung in der Wachstumsphase beschäftigen aber später ansetzen. In der Branche heißt es bei Later Stage Investoren oft „spreadsheet investor“. Das heißt numbers driven Fonds bei denen die Finanzkomponente eine weitaus größere Rolle spielt als bei Early Stage Investoren — bei denen oft nur wenige Daten vorhanden sind und Entscheidungen weitaus weniger quantitativ gewichtet werden.

Denn es gilt: je früher die Phase desto höher das Risiko des Ausfalls und deshalb desto höher der target return auf das jeweilige Investment und desto weniger aussagekräftige Daten sind vorhanden.

Worin investiert ein Venture Capital Fonds?

Nicht jedes Unternehmen ist für ein Investment eines VC geeignet und hingegen anderslautender Meinungen — Nein, nicht jede Neugründung ist ein Startup.

Deswegen nachfolgende Definition:

„junge, noch nicht etablierte Unternehmen, die zur Verwirklichung einer innovativen Geschäftsidee (häufig in den Bereichen Electronic Business, Kommunikationstechnologie oder Life Sciences) mit geringem Startkapital gegründet werden und i.d.R. sehr früh zur Ausweitung ihrer Geschäfte und Stärkung ihrer Kapitalbasis entweder auf den Erhalt von Venture-Capital bzw. Seed Capital (evtl. auch durch Business Angels) oder auf einen Börsengang (IPO) angewiesen sind“

Ist dies gegeben und es handelt sich um ein Startups also um ein Unternehmen mit hohem Wachstumspotential in gewissen Branchen dann ist es für VCs meist interessant sich das Unternehmen anzusehen. Die meisten Fonds haben darüber hinaus einen Fondsschwerpunkt, in dem sie ihre Investments tätigen und diese dann von der Frühphase bis zum Verkauf oder Börsengang begleiten.

Schwerpunkte können

a) spezifische Trends sein, in der Branche spricht man dann von „Thesis driven funds“. Zum Beispiel Künstliche Intelligenz und konkrete Auswirkungen und usecases davon oder 

 b) gewisse Sektoren wie Software oder noch spezifischer zum Beispiel FinTech oder E-Commerce sein.

Daher rate ich jedem Gründer für seine Idee / sein Unternehmen den richtigen Investor (und den richtigen Partner) auszuwählen! Das Gießkannenprinzip funktioniert hier nicht.

Die meisten klassischen VC Fonds die bekannt sind konzentrieren sich auf Software (oder IT in General) und haben innerhalb des Software Bereiches noch weitere Schwerpunkte und auch Investment Thesen die sie verfolgen. Die erfolgreichsten sind auch meist die, die in ihren Entscheidungen dann konsequent sind.

Einen erhöhten Anteil von Venture Capital Fonds gibt es auch in den Bereichen Healthcare, BioTech und Life Sciences (diese haben oft ein weitaus größeres Volumen als im Software Bereich). Daher gibt es auch oft sehr starke Näheverhältnisse zwischen Forschungseinrichtungen, Universitäten und Venture Capital Fonds. Am Ende des Tages finden viele oft alles mit der Aussicht auf guten Return spannend, das halbwegs in die Kriterien passt. Denn zum Schluss zählt der Return.

Dazu ein kleines Beispiel: Wenn ein VC Fonds 250 Millionen Kapital aufnimmt und er zum Zeitpunkt des Exits einen durchschnittlichen Anteil an seinen Portfoliounternehmen von 10% hält sowie ein Target Multiple von 3X anstrebt gilt: 250*3=750*10=7.5 Milliarden Exit Value also Unternehmenswert zum Zeitpunkt des Verkaufs, den der Fonds erzielen muss. Quer über alle Portfoliounternehmen hinweg (in einer etwas vereinfachten Rechnung ohne fees zum Beispiel). Daher überschreiten Early Stage Investoren oft eine gewisse Größe nicht, da sie sonst nicht den geplanten Return erzielen können, ohne größere Investments im Later Stage Bereich zu tätigen.

 Diese Rechnung erklärt auch, warum die sogenannten Unicorns (private Unternehmen die mehr als eine Milliarde Dollar wert sind) so gefragt sind — weil diese Outlier die Grundlage der Perfomance des VC sind. Hierzu gibt es auch einiges an Research, dass sich damit beschäftigt, dass Venture Capital keiner Normalverteilung folgt.

Unter anderem hier ein guter Input: https://techcrunch.com/2014/05/24/deciphering-the-economics-of-venture-capital/

Was macht ein Venture Capital Fonds den ganzen Tag?

Und was machen wir dann so den ganzen Tag? Das klassische Cliché des VCs der Golf spielt und Segeln geht und ab und zu Board Meetings besucht trifft nicht zu (zumindest nicht bei der Mehrheit und den Erfolgreichen ;).

Wir sehen uns viele Unternehmen an, viele verrückte Ideen, Gründer. Visionäres und weniger Visionäres.

Copycats und Breakthroughs. Schöne Produkte und wirklich schlechte Produkte. Und wir lernen Menschen und deren Teamdynamik einzuschätzen. In den meisten Fällen hat uns unser erster Eindruck des Management Teams nicht getäuscht.

Pro Jahr sehen wir zwischen 1500–2500 Unternehmen — und sicher 300–500 Gründer. Bei anderen Investoren sind das teilweise noch weitaus mehr.

Wo kommen diese Unternehmen her?

Von den unterschiedlichsten Quellen. Teilweise über die Website, über Netzwerk, Technologie und Startup Konferenzen etc. Teilweise spazieren sie aber auch einfach in unser Büro. Dies ist jedoch nicht weiterzuempfehlen ;)! Laut einer Studie der Harvard Business School, Stanford University und Chicago University Booth School of Business mit 860 Venture Capital Fonds sind die 5 häufigsten Quellen:

· Inbound from Management

· Referred by Portfolio company

· Referred by other Investors

· Professional network

· Pro-actively self-generated

Außerdem sehen sich Early Stage Investoren in den meisten Fällen nicht als Konkurrenten sondern bilden mit anderen VC Fonds gerne ein Syndikat und schicken sich gegenseitig Deals zu — daher referred by other investors. Gründe dafür sind das gemeinsame Teilen von Risiken, Expertise des jeweiligen anderen Investors, sein Ruf oder auch ein gemeinsamer Track Record. Daher rate ich jungen Gründern nicht zu versuchen VCs in den Verhandlungen gegeneinander auszuspielen — in den meisten Fällen kennen diese sich (und spielen sich auch gegenseitig Informationen zu)! Grund dafür sind vor allem das Streuen von Risiko, Expertise des jeweiligen anderen Investors und sein Track Record sowie Reputation.

Die guten Deals (oder die mit der höchsten Aussicht auf ein Investment) kommen meist aus persönlichem Netzwerk, anderen Investoren, Portfoliounternehmen oder anderen Gründern.

Gefällt uns ein Unternehmen sehen wir uns folgende Aspekte an:

· Product

· Business Model

· Market

· Team

· Fit zum Fonds

Sind diese Kriterien erfüllt ist es außerdem wichtig ob die Chancen gegeben sind dass das Unternehmen eine gewisse Größe erreichen kann, es potentielle Käufer gibt und es in die Aufteilung des Fonds passt. Die wichtigsten Faktoren sind laut oben zitierter Studie für VC Fonds: Team, Produkt und Market sowie Business Model (gleichauf auf Platz 3).

Nachdem wir investiert haben begleiten wir unsere Portfoliounternehmen bis zum Verkauf (oder Börsengang im best case). Die meisten VCs arbeiten auch operativ mit ihren Portfoliounternehmen. Dies ist von VC und VC unterschiedlich. Prominente Beispiele wie Andreessen Horrowitz in den USA unterstützen sehr stark in den Bereichen HR, Marketing, Strategy, Business Development aber auch Corporate Development. Manche wie zum Beispiel Project A in Deutschland stellen sogar Personal für die Portfolio Unternehmen zur Verfügung. Das Involvement reicht von Interim Management und starken operativen Einfluss bis hin zu strategischer Partner oder im anderen Extremfall gar kein Einfluss und nicht mal ein Sitz im Board. Die Trends in diesem Bereich der VC Szene werde ich einen eigenen Blogbeitrag widmen.

Ich hoffe ein Stück weit Licht ins Dunkel unserer Branche gegeben zu haben.

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