Menschen sind Herdentiere
Bildquelle: Isabel Kulessa

Menschen sind Herdentiere

Menschen brauchen Menschen, Gemeinschaft & Miteinander

Gerade in Zeiten wie diesen, in Krisenzeiten, zeigt sich, der Mensch ist ein sehr soziales Wesen, welches großen Wert auf Gemeinschaft legt. Oder sind wir doch alles nur Egoisten?

Jeder Mensch ist Teil eines sozialen Netzes, gewollt oder ungewollt. Aber ist es nicht so, dass wir alle irgendwo dazu gehören wollen – bewusst oder unbewusst? Wir einen Sinn in unserem Leben und Schaffen finden möchten? Miteinander interagieren und Teil einer Gemeinschaft sein wollen? Es greift das soziale Prinzip der Reziprozität. Bekommen wir etwas, wollen wir dafür auch etwas zurückgeben, nicht wahr?

In solchen Krisenzeiten zeigt sich jedoch auch, wer sich zum Wohl der Gemeinschaft zurücknehmen und individuelle Bedürfnisse hinten anstellen kann, und wer nicht. Gerade jetzt ist Menschlichkeit, Empathie und Rücksicht super wichtig. Zum Schutz seiner Mitmenschen und sich selbst.

Gerade in Zeiten wie diesen, in Krisenzeiten, zeigt sich der Mensch zudem als ein sehr körperliches Wesen, welches großen Wert auf Nähe legt. Uns fehlt der soziale Kontakt zu unseren Freunden und Familien. Jetzt, wo es uns fehlt, merken wir erst, wie sehr wir es brauchen. Uns fehlen Umarmungen, Küsschen und sogar das banale Händeschütteln. Wir brauchen unser soziales Netz, den Umgang mit und in einer Gemeinschaft.

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Der Mensch ist ein Herdentier, genau wie Erdmännchen Herdentiere sind. Das Überleben ist meist nur in der Gemeinschaft, der eigenen Herde, gesichert. Die Gemeinschaft gibt auch uns Menschen ein Gefühl von Sicherheit. Das Bedürfnis dazu zu gehören ist tief in uns verankert. Verantwortlich dafür ist, laut Forschungsberichten, der entwicklungsgeschichtlich älteste Teil des Gehirns, der Hirnstamm. Neben den Reflexen und automatisch ablaufenden Vorgängen wie Atmung oder Verdauung ist dort auch das menschliche Bedürfnis nach Anschluss verankert.

Menschen brauchen Menschen. Damit Ich, Ich werde und Du, Du wirst, ist die Gemeinschaft unabdingbar. Unser Gegenüber zeigt uns, dass wir existieren und, im besten Fall, dass wir mit unserer Existenz etwas bewirken. Mein Gegenüber prägt mein Ich, welches sich von seinem Ich abhebt. Nur mit dem Vergleich, kann sich eine menschliche Identität entwickeln. Nur so lernen wir, dass wir ein Ich sind, etwas, das sich von den anderen unterscheidet und ganz bewusst abgrenzt. Nicht nur in der Kindheit, sondern im Laufe des gesamten Lebens.

Interessant ist auch, dass wir uns, selbst mit einem Buch, ein Gegenüber erschaffen können, wenn wir z. B. oft alleine sind. Der Psychoanalytiker Hans-Jürgen Wirth sagte einst:

"Liest man ein Buch, tritt man in Dialog mit dem Autor, er ist das Gegenüber. In Gedanken versunken, spiegele man – oft unbewusst – Erfahrungen mit Menschen wider.“

Krisen gibt es immer, weil sie zum Leben dazu gehören. Jedoch ist es schön, wenn man da positiv herausgeht. Krisen können das Gemeinschaftsgefühl stärken oder mindern. Beziehungen zerstören oder festigen. Aber ein Fakt bleibt immer: Menschen brauchen Menschen.

Und damit wir eine möglichst gesunde und gut funktionierende Gemeinschaft bleiben und sein können, sollte jeder Einzelne sein Bestmögliches geben. Egal im Berufs- oder Privatleben.

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Rüdiger Frankenberger

Berater I Dozent I Lehrbeauftragter I Fachautor I Vortragsredner I 40 Jahren Berufserfahrung

5 Jahre

Kommt ganz auf den Kontext und die jeweilige Situation an, wie zahlreiche Studien belegen...

Daniela Sprung

Unterstützerin für gute Blogs & Content für ExpertInnen. Vier Artikel auf einer Seite sind kein #Blog! Das sind nur vier Artikel auf einer Seite. Gründerin der Blog4Business & Corporate Blog Barcamp

5 Jahre

Ich glaube, es ist hinreichend bewiesen das Menschen soziale Wesen sind. Viele brauchen die Gemeinschaft, einige leben gerne alleine und wir alle brauchen ein Netzwerk. Spätestens dann wenn wir Hilfe oder Lebensmittel benötigen. Um es mal runter zu brechen. Du schreibst, es fehlt einem die Umarmung und das Händeschütteln. Da muss ich mich rausnehmen. Mir fehlt es nicht. Dennoch kann ich sozial teilnehmen und sozial handeln. Egoisten wird es immer geben, wahrscheinlich brauchen wir sie auch um bestimmte Dinge/Inhalte nach vorne zu treiben. Grundsätzlich finde ich es auch nicht schlimm erst an sich zu denken und dann an andere. Wie viele von uns können nicht Nein sagen und halsen sich viel mehr auf als sie tragen oder umsetzen können bzw. sich von toxischen Menschen fern zu halten. Meiner Meinung sollte es oft mehr in Richtung WIR gehen aber immer im Hinblick darauf sich selbst nicht zu verlieren oder zu schädigen. Ich denke, dann können wir in Krisenzeiten wirklich viel bewegen und erreichen. Und das fehlt mir aktuell.

Benjamin O'Daniel

All about AI Visibility

5 Jahre

Schön formulierte Gedanken, Isabel. Bei dem Thema bin ich Aristoteliker. Für mich ist der Mensch ist ein Gemeinschaftswesen, das sprach- und vernunftbegabt ist. Ob im kleinen Kreis oder großen Kreis: Die Gesellschaft tauscht sich die ganze Zeit darüber aus, wie sie leben will. Das ist anstrengend, geht aber nicht anders. Insofern sind wir mehr als nur eine „Herde“, die ja immer in die gleiche Richtung läuft.

Johannes Ceh

Creating communities 4 sustaining impact

5 Jahre

Danke Isabel Kulessa. Ich glaube, dass manche Menschen den Herdengedanken bereits aufgegeben haben. Sich in Egos verbissen haben. Mal soll Menschen nie aufgeben. Bleib Gesund! :)

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