POMBIES – fast zu krank zum Arbeiten, zu gesund zum Sterben, zu teuer zum Helfen.
🩸 Einleitung: Willkommen im Niemandsland!
Manchmal merkst du es sofort. Manchmal schleichend. Ein Arzt zu viel. Ein „Wir können da leider nichts mehr tun.“ Ein abgelehnter Antrag. Ein zu freundliches Lächeln von der Krankenkasse. Irgendwann ist es so weit – du gehörst nicht mehr richtig dazu.
Nicht mehr zu den Gesunden. Nicht mehr zu den Versorgten. Nicht mehr zu den Wichtigen. Du bist da – aber irgendwie auch nicht.
Du wirst nicht ignoriert. Du wirst verwischt.
Du fällst durch Raster, durch Zeiten, durch Wartezimmer. Du sammelst Diagnosen wie andere Payback-Punkte – aber keiner will sie einlösen.
Du lebst noch. Aber du funktionierst nicht mehr. Selten für den Arbeitsmarkt. Nicht für den Versorgungsapparat. Nicht für die Statistik.
Und das macht dich zu etwas Neuem. Etwas Ungeplantem. Etwas, für das das System keinen Namen hat.
Also geben wir ihm einen.
🧟♂️ POMBIE.
Was das ist, wie das klingt, warum du vielleicht schon einer bist, und warum das alles weniger lustig ist, als es sich zuerst anhört –
das liest du ab jetzt. In Kapitel 1.
🧟♂️ Kapitel 1: Was ist ein Pombie? Und warum Du vermutlich bald auch einer wirst.
Es beginnt harmlos. Ein bisschen Luftnot. Ein paar unerklärliche Schmerzen. Vielleicht eine Diagnose. Vielleicht drei. Vielleicht gar keine – nur ein Stirnrunzeln und der Satz:
„Das ist wohl psychosomatisch.“
Dann geht’s los. Erste Facharztodyssee. Erste Anträge. Erste Absagen. Erste Zweifel. Und dann... BÄM. Willkommen im Zwischenreich. Nicht mehr ganz gesund. Aber auch nicht krank genug, um ernst genommen zu werden.
Herzlichen Glückwunsch. Du bist jetzt ein Pombie. Ein Patient, der nicht stirbt. Aber auch nicht mehr lebt.
Pombie (Substantiv, maskulin/feminin/neurotisch):
Ein Mensch im chronischen Überlebensmodus. Von außen noch formbar, von innen mürbe. Ein Fall ohne Fallpauschale. Ein Symptom mit Sprechverbot.
Merkmale echter Pombies:
Pombies stehen morgens auf – nicht aus Kraft, sondern aus Pflicht. Sie duschen – wenn sie es noch können. Sie funktionieren – mit letzter Batterie. Und sie sagen am Telefon:
„Alles gut soweit“, obwohl sie innerlich krepieren.
Warum du wahrscheinlich auch bald einer wirst?
Weil dieses System nicht dafür gebaut ist, Menschen längerfristig krank sein zu lassen.
Es liebt:
Was es nicht mag:
Pombies sind das, was übrig bleibt,
wenn Versorgung aufhört und Verwaltung beginnt.
Wenn du:
Dann, meine Lieber, ist dein offizieller Pombie-Status nur noch Formsache.
Pombie sein heißt nicht aufgeben. Es heißt: Aufstehen trotz allem. Atem holen trotz Enge. Lachen trotz Absurdität.
Und schreiben. Immer wieder schreiben. Damit irgendwann jemand begreift: Wir sind nicht Einzelfälle. Wir sind die Konsequenz eines Systems, das sich selbst für gesund hält, während es seine Patient*innen systematisch verrotten lässt.
🧟♂️ Auszug – Die große Pombie-Typologie (Kapitel 1, Erweiterung):
Denn Pombie ist nicht gleich Pombie. Das System unterscheidet nicht offiziell – aber inoffiziell ganz genau. Hier also ein erster, garantiert unsanktionierter Überblick über die Pombie-Unterarten in freier Verwahrlosung:
🩺 1. Die chronischen Pombies
Die Klassiker. Mitten im System – aber ohne Exit. Sie leben seit Jahren mit Krankheiten, die niemand heilen kann, aber alle gern verwalten. Sie kennen jedes Wartezimmer beim Vornamen und haben eine eigene Tupperdose für Medikamentenpläne. Verweildauer: lebenslänglich.
🧬 2. Die seltenen chronischen Pombies
Die Exoten unter den Vergessenen. Zu selten für Leitlinien, zu speziell für Therapiepfade, zu teuer für Studien. Ihre Diagnosen klingen wie Scrabble-Endspiele: Alpha-1-Antitrypsinmangel, Ehlers-Danlos, Churg-Strauss. Der Hausarzt googelt noch, die Kasse zuckt mit den Schultern, und das System sagt:
„Dafür haben wir keine Struktur vorgesehen.“
🧠 3. Die psychischen Pombies
Die Stillen. Die Leisen. Die Unterschätzten. Diagnosen auf dem Papier, Stigma im Blick der Umgebung. Oft mit dem Etikett:
„Nicht motiviert“ oder „will halt nicht arbeiten“. Dabei tragen sie täglich Kämpfe aus, gegen das eigene Hirn, die Vergangenheit – und gegen ein System, das „Depression“ immer noch mit „Stell dich nicht so an“ übersetzt.
👁️🗨️ 4. Die unsichtbaren Pombies
Sie sehen gut aus. Zu gut. Zu frisch, zu geschminkt, zu aufrecht. Und genau deshalb glauben ihnen viele nichts. Denn wenn man nichts sieht, ist auch nichts da – sagt die Logik von Kassen, Gutachtern und Laien. Dabei schreit ihr Körper – nur eben nicht sichtbar. Chronische Schmerzen, Fatigue, Luftnot, Erschöpfung. Unsichtbar = unglaubwürdig.
☣️ 5. Die stigmatisierten Pombies
Ah, die Klassiker unter den System-Sündern.
Systembotschaft: „Sie hätten sich halt zusammenreißen müssen.“ Realität: Scham, Schuld und Null Hilfe.
🧠 Kapitel 2: Facharzt-Fangspiel – oder: Der große Preis mit der versteckten Nummer
Du brauchst einen Termin. Nicht für einen neuen Haarschnitt. Nicht für ein Tattoo. Für deinen Körper. Der sich langsam, aber sicher, gegen dich verschwört.
Und du denkst: „Dafür gibt’s doch Fachärzte.“ Ach, wie niedlich.
Willkommen im medizinischen Escape Room. Der Unterschied? Hier gibt’s keinen Ausgang. Nur Warteschleifen, Rückrufe, Aufnahmestopps – und am Ende vielleicht einen Thermindruckerbeleg mit „bitte in 8 Monaten wiederkommen“.
Die Spielregeln? Einfach:
1. Du rufst an. Meistens dienstags. Zwischen 8 und 8:12 Uhr. Danach ist „heute keine Terminvergabe mehr möglich“. Wenn du durchkommst, sagt dir eine freundliche Bandansage:
„Bitte rufen Sie außerhalb der Sprechzeiten nicht an.“
2. Du hast Glück. Du bekommst tatsächlich eine Person an den Hörer. Sie fragt:
„Was haben Sie denn?“ Du sagst die Wahrheit. Fehler. Denn zu viele Symptome? Klingt nach Stress. Zu wenige? Keine Dringlichkeit.
3. Du wirst abgewimmelt. Standardformulierung:
„Wir nehmen keine neuen Patienten.“ Oder noch besser: „Sie brauchen eine Überweisung mit dem Zusatz dringend – unterschrieben vom Bundeskanzler.“
Die Facharztkategorien im Überblick:
Du bekommst doch einen Termin?
Gratulation. Jetzt kommt das eigentliche Spiel: „Wie viele relevante Informationen bringst du in 6 Minuten unter?“
Du hast:
Du versuchst es trotzdem. Du atmest schwer. Du erklärst. Du schwitzt. Und dann kommt die berühmte Reaktion:
„Das ist leider nicht mein Fachgebiet.“
Achso. Das Immunsystem gehört nicht zum Internisten. Die Lunge nicht zum Pneumologen, und dein Leiden offenbar nicht ins Quartal.
Bonus-Level: Der Entlassungsbrief
Wenn du Glück hast, bekommst du nach 3 Monaten ein DIN-A4-Blatt. Darauf steht:
„Patient stellt sich mit komplexem Beschwerdebild vor. Befund unauffällig. Empfohlen wird hausärztliche Weiterversorgung.“
Oder, wenn’s richtig zynisch wird:
„Psychosomatische Abklärung erwägen.“
Pombies lernen schnell: Fachärzte sind keine Versorgungseinheit. Sie sind eine Prüfung. Ein Hindernis. Ein Test, ob du würdig bist, krank zu sein.
Und wenn du durchfällst, bist du nicht Patient. Du bist überlastet, überempfindlich – oder ein Fall für die App.
🩺 Kapitel 3: Hausärzte – die neuen Endgegner mit Kassensystem und Triageblick
Es gibt sie noch: Die Hausärztin. Den Hausarzt. Die letzte Station vor dem Abgrund. Die Einzigen, die dich nicht sofort abwimmeln. Sondern erst beim dritten Besuch.
Sie sind die Feuerwehrleute des Systems – nur ohne Löschwasser, ohne Helm und ohne Hoffnung. Sie sitzen in Praxen, die mehr an Verkehrsleitstellen erinnern, nur dass hier nicht Züge zusammenstoßen, sondern Menschenleben in Wartezimmern kollabieren.
Dein erster Kontakt:
Die Anmeldung. Vorne sitzt jemand mit 3 Telefonen, 12 To-dos und null Geduld.
„Haben Sie einen Termin?“ „Nein, ich…“ „Dann können Sie hier nicht bleiben.“
Doch, kann ich. Denn ich breche gerade innerlich zusammen. Aber gut, erstmal die Versicherungskarte. Dann der „kleine Fragebogen“ mit 6 Seiten. Und dann: Warten.
Dein zweiter Kontakt:
Der Wartebereich. Ein Zoo der Systemverlierer.
Du wartest. Und wartest. Und wartest.
Nach 70 Minuten geht die Tür auf. Du hörst deinen Namen. Herzlichen Glückwunsch – du hast es ins Cheflevel geschafft.
Dein dritter Kontakt:
Die Ärztin. Ein Augenpaar mit Stirnfalten. Ein Kugelschreiber mit Systemversagen. Ein Blick auf den Monitor.
„Was führt Sie zu mir?“ – Das Leben. Aber du sagst: „Ich komme wegen… Luftnot. Müdigkeit. Schmerzen.“
Sie hört zu. Kurz. Dann scannt sie dein Gesicht. Sie hat 7 Minuten. Davon sind 4 fürs Dokumentieren. 2 fürs Rezept. Und eine für Empathie. Wenn’s gut läuft.
Dann kommt die Kür:
Blut abnehmen. Erklären, dass der Lungenfacharzt keinen Termin hat. Erklären, dass die Reha abgelehnt wurde. Erklären, dass du Pflegegrad 1 bekommen hast – „zu gut zum Sterben, zu schlecht zum Leben“.
Der Arzt seufzt. Schaut auf die Uhr. Dann auf dich. Und sagt den Satz, der immer kommt:
„Ich versteh Sie. Aber da sind mir die Hände gebunden.“
Die Realität?
Hausärzt*innen sind nicht schuld. Sie sind Opfer mit Lizenz. Sie arbeiten am Limit. Sie sind Abwehrsystem, Auffangbecken und Mülleimer in einem.
Sie sollen:
Spoiler: Viele tun es trotzdem.
🧾 Hausarztsprech – die Greatest Fails
Oder: Warum man als Pombie manchmal lieber Dr. Google fragt
Denn irgendwann als Pombie lernst du: Nicht jeder Hausarzt ist medizinisch überfordert – manche sind einfach menschlich... beratungsresistent.
Und so wächst mit den Jahren ein ganzes Album von Sätzen, die man entweder auf ein T-Shirt drucken sollte – oder direkt dem medizinischen Ethikrat vorlegen müsste.
🧠 „Ich kenne Sie schon so lange – das kann nicht so schlimm sein.“
Ah ja. Die Diagnose auf Basis von Bekanntheitsgrad. Ein medizinischer Fehlschluss in Kuscheloptik. Wenn persönliche Nähe die pathologische Realität ersetzt. Denn was lange währt, wird einfach ignoriert.
🔬 „Das ist viel zu selten – das können Sie gar nicht haben.“
Wissenschaftlich korrekt: Was nicht in der Praxisstatistik auftaucht, existiert nicht. Seltene Erkrankungen gelten dann offiziell als „Gehirngespenst mit ICD-Kürzel“. Und du fragst dich:
Warum gibt es dann überhaupt Universitätskliniken?
🧾 „Ich werde Sie doch nicht an den Facharzt verlieren.“
Ein Satz, den man aufschreiben möchte – direkt neben dem Stempel „Versorgungsfehler aus Eitelkeit“. Die Angst, „den Patienten zu verlieren“, ist größer als die Bereitschaft, ihn weiterzuleiten. Denn was soll ein Facharzt schon wissen, was der Hausarzt mit seinem Allroundwissen und Google nicht auch wüsste?
💸 „Wenn wir weniger von dem Medikament nehmen, hilft es auch.“
Klar. Und wenn wir statt Sauerstoff Luft aus dem Föhn nehmen, sparen wir auch Geld. Weniger Dosis bei genetisch bedingten Erkrankungen? Klingt logisch – wenn man auch glaubt, dass Globuli Krebs heilen können. Spoiler: Können sie nicht.
🧾 „Ich glaube, die Reha zahlen wir dann selber.“
Ja, so klingt es manchmal. Als ginge jede Maßnahme direkt vom Arztgehalt ab. Da wird gezögert, gedruckst, gezweifelt. Lieber rechnet man sich einen virtuellen rechten Daumen ab, als ein Kreuz bei „Antrag befürwortet“ zu setzen.
🧠 „Ich weiß Bescheid.“
Satzende. Diskussion beendet. Du sagst: „Ich habe Alpha-1-Antitrypsinmangel mit Bronchiektasen.“ Antwort:
„Ja ja, das ist was mit Lunge. Da nehmen wir einfach weniger Cortison.“
Und du denkst:
„Ja ja, und Ihre Approbation ist wahrscheinlich auch nur ein Vorschlag.“
Pombies lernen schnell: Die größte Herausforderung ist nicht immer die Krankheit. Sondern der Arzt, der glaubt, sie besser zu kennen – ohne sie je gesehen, gelesen oder behandelt zu haben.
🧳 Kapitel 4: Reha-Recycling – Gesund gelabelt, defekt entlassen
Es klingt so schön, so hoffnungsvoll, so nach Neuanfang: Rehabilitation. Drei Wochen Ruhe, Therapie, Gespräche, Struktur. Ein Neustart. Ein Ort der Besserung. Ein Lichtblick.
Dachte ich. Bis ich dort war. Und feststellte: Das Einzige, was hier regeneriert wird, sind die Floskeln auf dem Abschlussbericht.
Willkommen in der Reha-Klinik
Der erste Eindruck: Eine Mischung aus Kurhotel, Internat und therapeutischer Endstation. Der zweite Eindruck: „Hier wird niemand gesund. Aber alle beschäftigt.“
Die Zimmer: steril. Die Programme: standardisiert. Die Therapeuten: nett. Die Wirkung: placeboähnlich.
Der Tagesablauf:
6:30 Uhr – Weckruf. 7:00 Uhr – Blutdruckkontrolle mit Smalltalk. 8:00 Uhr – Frühstück mit 2 Scheiben Brot und Margarine, weil „gesund“. 9:00 Uhr – Gruppengymnastik bei 87% Luftfeuchtigkeit. 10:30 Uhr – Vortrag über Rückenschule (zum dritten Mal). 12:00 Uhr – Mittagessen mit Schonkost und Zuckerfreie Grütze. 13:30 Uhr – Atemtraining im Sitzen. 15:00 Uhr – Bastelstunde mit dem Inneren Kind. 17:00 Uhr – Feedbackrunde mit der Erkenntnis: „Alle sind überfordert, aber freundlich.“ 19:00 Uhr – Abendessen mit der Illusion von Diätetik. 21:00 Uhr – Einsamkeit im Zimmer mit Blick auf die graue Außenwand der Hoffnungslosigkeit.
Die Therapien
Du bist Lungenpatient? Kein Problem. Es gibt Bewegungsbäder – auch wenn du gar nicht schwimmen kannst. Du hast chronische Schmerzen? Dann bekommst du progressive Muskelentspannung und einen Vortrag über Schmerzgedächtnis. Du bist depressiv? Hier ist dein Malbuch. Du leidest an Fatigue? Dann bitte um 7 Uhr pünktlich zur Frühgruppe!
Das Reha-Ziel?
Stabilisierung. Was das heißt? Niemand weiß es. Aber es klingt gut. Und lässt sich in Abschlussberichten formschön einbauen.
„Patient*in zeigte sich kooperativ, nahm an allen Maßnahmen teil, konnte stabilisiert werden.“
Übersetzung: Hat nicht gemeckert. Hat nicht gestört. Hat alles mitgemacht. Ist aber genauso krank wie vorher – nur jetzt mit einem Achtsamkeitstagebuch.
Und dann der Höhepunkt:
Das Abschlussgespräch. Mit einem Menschen, den du in drei Wochen genau zweimal gesehen hast. Er scrollt durch deine Akte, lächelt bedeutungsvoll und sagt:
„Sie haben gute Fortschritte gemacht. Das kriegen Sie zu Hause sicher gut hin.“
Schnitt. Entlassung. Taxi. Rückfall.
🧩 Was bleibt von der Reha? – Eine ehrliche Bilanz
So viel Kritik. So viel Zynismus. Aber wäre Reha komplett sinnlos? Nein.
Sie ist ein Raum der Begegnung. Ein Ort, an dem man endlich nicht mehr erklären muss, warum man müde ist. Warum man keucht. Warum man morgens nicht aus dem Bett kommt. Man trifft andere Pombies. Andere, die auch zwischen Krankenkassenformular und Cortisonplan überleben. Man spürt plötzlich:
„Ich bin nicht allein.“
Und das heilt. Kurzzeitig. Für drei Wochen.
Denn dort ist jemand für dich da. Jemand, der fragt:
„Wie geht's dir heute?“ Jemand, der dir sagt, wann du essen, atmen, ruhen sollst. Der deinen Zustand dokumentiert. Der dich sieht. Der auf dich schaut.
In einer Welt, in der du sonst einfach untergehst – ist das plötzlich wie ein zartes Pflaster auf einer viel zu großen Wunde.
Und dann... bist du wieder zu Hause.
Und da ist niemand. Keine Gymnastikgruppe. Kein Atemtraining. Keine Betreuung. Kein „Wie geht's dir heute?“
Und spätestens nach sechs Monaten ist sie da, die große Reha-Amnesie. Der Alltag hat dich zurück. Die Symptome auch. Und niemand interessiert sich dafür, was du dort gelernt hast.
Du machst vielleicht weiter. Ein paar Wochen. Ein paar Übungen. Ein bisschen Motivation. Aber dann merkst du:
Es ist niemand da, der’s mit dir macht. Niemand, der nachhakt. Niemand, der dir auf die Schulter klopft.
Und genau hier kommt sie ins Spiel, die heilige Adhärenz. Dieses klangvolle Wort für das, was Menschen tun, obwohl sie innerlich längst wissen:
„Das wird hier nix mehr.“
Wir machen weiter. In der Hoffnung auf Besserung. In der Ahnung, dass sie nicht kommt. Und trotzdem.
Weil wir noch Pombies sind. Nicht ganz tot. Nicht ganz aufgegeben. Aber eben auch nicht mehr ganz Teil dieser Welt da draußen.
Pombies lernen schnell:
Reha ist nicht gemacht für uns. Sie ist gemacht für die Statistik. Für Menschen, die „wieder belastbar“ werden sollen. Für Arbeitsfähigkeitsquoten und Ziffernkreise.
Für Pombies bedeutet Reha oft:
🧘 Kapitel 5: Prävention – Das staatlich finanzierte Placebo gegen Selbstverantwortung
Prävention. Ein Wort wie ein Regierungspapier: klingt wichtig, meint aber oft nichts. Ein Begriff, mit dem man Preise gewinnt, aber keine Krankheiten verhindert.
Es gibt Präventionsprogramme, Präventionspreise, Präventionswochen, Präventionskurse. Was es nicht gibt: Wirksamkeit im Alltag von Pombies.
Die Realität?
Prävention ist für Gesunde. Für Menschen mit stabiler Lunge, funktionierendem Alltag, Zeit und Bonusheft. Für Leute, die sich freitags für Rückenschule anmelden und samstags „Low Carb“ googeln. Aber für Pombies?
Für Menschen, die morgens nicht wissen, ob sie heute duschen oder Medikamente priorisieren müssen?
Für die ist Prävention ein schlechter Witz auf einer ausgeleierten Yogamatte.
🎯 Wie Prävention wirklich aussieht:
Danke. Hilft. Wirklich.
💰 Was das System unter Prävention versteht:
Spoiler: Es ist schon schlimmer. Seit Jahren. Aber es interessiert niemanden – solange du nicht akut kippst.
Und was passiert, wenn du’s trotzdem versuchst?
Du meldest dich zu einem Kurs an. Er kostet 140 Euro. Die Kasse übernimmt 75 – wenn du durchziehst. Also schleppst du dich hin. Mit Sauerstoff. Mit Schmerzen. Mit einem Lächeln, das nur mühsam dein inneres „Warum tu ich mir das an?“ verdeckt.
Und nach zehn Wochen bekommst du… einen Ausdruck. „Teilnahmebescheinigung.“ Kein Arzt ruft an. Keine Nachsorge. Kein Feedback. Nur der stille Gedanke:
„War’s das jetzt?“
Was wäre echte Prävention?
Aber das wäre teuer. Unpraktisch. Systemsprengend.
Also bleibt’s bei:
„Tun Sie was für sich. Wir tun’s ja auch nicht.“
Fazit?
Prävention in Deutschland ist wie ein Selbsthilfebuch für Menschen ohne Zeit. Sie klingt gut. Sie sieht gut aus. Und sie ist genau dann nicht verfügbar, wenn man sie bräuchte.
Pombies lernen schnell: Prävention ist kein Schutz. Es ist ein Feigenblatt. Eine PR-Maßnahme mit Bonusprogramm.
Wir machen mit. Nicht aus Hoffnung. Sondern aus Gewohnheit. Denn irgendwas muss man ja tun – bis der nächste Zusammenbruch kommt.
💊 Kapitel 6: Adhärenz – Der medizinische Begriff für: „Wir machen was, weil wir wissen, dass es eh nichts bringt“
Adhärenz. Ein Wort, das klingt wie eine seltene Hautkrankheit. Oder wie der Randbereich einer Compliance-Schulung für Pharmareferenten. Gemeint ist: Der Grad, mit dem Patienten das umsetzen, was Ärzt*innen ihnen sagen.
Kurz gesagt: Gehorsam. Aber bitte freundlich ausgedrückt.
In der Theorie:
Adhärenz bedeutet:
Perfekt wäre also: Ein Pombie, der alles mitmacht, alles glaubt, alles schluckt, alles protokolliert – und danach still in der Ecke wartet, bis die Wirkung einsetzt.
In der Realität:
Du hast 12 Medikamente. Du vergisst, welches du nüchtern, mit Essen oder mit Gefühl nehmen sollst. Du hast Schmerzen, aber keine Kapazität mehr für Dokumentation. Du atmest, wenn du kannst – nicht, wenn’s im Therapieplan steht. Und du tust, was du schaffst. Aber das reicht dem System nicht.
Denn du bist nicht adhärent.
Und was passiert, wenn du nicht mehr alles machst?
Dann bist du:
„Ein Fall für den Sozialdienst.“
Willkommen in der Pathologisierung der Erschöpfung.
Der größte Witz?
Adhärenz wird regelmäßig von Menschen beurteilt, die selbst nie mit 42% Lungenfunktion und acht Medikamenten morgens um 7 Uhr in den Tag starten müssen.
Die glauben, dass Therapie ein linearer Prozess ist. Dass Körper und Kopf im Gleichschritt arbeiten. Dass Motivation ein Dauerzustand sein kann, wenn man nur „will“.
Pombies wissen:
Adhärenz ist nicht das Problem. Isolation ist das Problem. Verzweiflung ist das Problem. Systemversagen ist das Problem.
Denn wer täglich kämpfen muss, ohne Unterstützung, ohne Struktur, ohne soziale Einbindung – der verliert irgendwann den Glauben an Therapie.
Nicht, weil er nicht will. Sondern weil er nicht mehr kann.
Aber was sagt das System?
„Der Patient war nicht ausreichend therapietreu.“
Therapietreu. Als wäre man ein schlechter Hund, der das Medikament nicht apportieren wollte.
Die Wahrheit?
Pombies machen weiter. Trotz allem. Mit Müdigkeit. Mit Rückschlägen. Mit dem Wissen, dass sich vielleicht nichts mehr ändert.
Und trotzdem: Wir nehmen die Tabletten. Wir atmen in Plastikschläuche. Wir gehen zur Therapie. Nicht, weil wir dran glauben – sondern weil Aufgeben keine Option ist.
Adhärenz bei Pombies heißt:
Ich mache weiter, auch wenn niemand mehr hinschaut. Ich kämpfe weiter, auch wenn niemand mehr fragt. Ich funktioniere, weil ich nicht aufhören will – auch wenn ich längst nicht mehr weiß, wofür eigentlich.
🧾 Kapitel 7: Digitale Geisterspiele – Zwischen leerer Patientenakte und ungelesener Nachricht
Willkommen im digitalen Gesundheitsparadies Deutschland! Oder wie wir Pombies es nennen:
„404 – Versorgung nicht gefunden.“
Man versprach uns Datensicherheit, Transparenz, Kommunikation auf Augenhöhe. Was wir bekamen? Einen leeren PDF-Ordner und einen Messenger, der so viel Empathie ausstrahlt wie ein Fahrkartenautomat nach Stromausfall.
📂 Elektronische Patientenakte (ePA)
Die Revolution, die nie kam
Stell dir vor: All deine medizinischen Daten an einem Ort. Laborwerte, Diagnosen, Arztbriefe, MRT-Befunde – alles auf Knopfdruck.
Klingt gut, oder?
Jetzt stell dir das Gegenteil vor. Willkommen bei der ePA.
So läuft das ab:
Du installierst die App. Du authentifizierst dich mit 3D-Gesichtserkennung, Blutgruppe und Mutters Mädchennamen. Du loggst dich ein.
Und dann?
„In Ihrer Akte sind derzeit keine Informationen hinterlegt.“
Warum?
Weil dein Hausarzt keine Ahnung hat, wie das geht. Weil dein Facharzt sagt: „Datenschutz! Mach ich nicht!“ Weil niemand bezahlt wird, deine Daten einzupflegen. Und weil das System glaubt:
„Ach komm, das bringt doch eh nix. In drei Jahren ist der wieder in der Reha.“
Die ePA ist das digitale Tagebuch einer ignorierten Existenz. Eine Akte, die mehr mit Hoffnung als mit Inhalt gefüllt ist. Ein leerer Raum, in dem du als Patient aktenkundig nicht existierst.
📩 Patienten-Messenger
„Ihr Anliegen ist uns wichtig. Deshalb haben wir es gelöscht.“
Der digitale Kontakt zur Arztpraxis – ein Fortschritt, sagen sie. Eine Revolution der Kommunikation, versprechen sie.
Und dann versuchst du, eine Nachricht zu schreiben:
„Guten Tag, ich brauche dringend ein Folgerezept…“
Antwort (wenn überhaupt):
„Bitte vereinbaren Sie telefonisch einen Termin.“
Oder auch beliebt:
„Diese Praxis nutzt den Patienten-Messenger nicht.“
Oder der Klassiker:
„Bitte keine medizinischen Fragen über diesen Kanal.“
Wozu also der Messenger? Zur digitalen Kontaktsimulation? Damit du dich wenigstens einmal am Tag über etwas aufregen kannst?
Die Wahrheit:
Und du?
Du bist chronisch krank. Du willst dich nicht zehnmal wiederholen. Du brauchst Koordination, Kommunikation, Kontinuität. Was du bekommst?
Einen Systemabdruck aus dem Jahr 1997.
Für Pombies heißt das:
Digital ist nicht gleich besser. Digital ist nur dann hilfreich, wenn es von Menschen gemacht ist, die dich nicht als Nummer, sondern als Leben sehen.
Fazit:
Wir wollten eine digitale Brücke – und bekamen eine WLAN-Verbindung zur Hölle.
🪑 Kapitel 8: Pflegegradroulette – Zu krank fürs Leben, zu fit fürs System
Man sagt:
„In Deutschland wird niemand alleingelassen.“
Und das stimmt auch. Man wird begleitet. Von Akten. Von Gutachtern. Von Kafka persönlich. Willkommen im Pflegegradverfahren – dem Showdown zwischen Realität und Regelwerk.
Deine Ausgangslage:
„Sie sind ja mobil.“
Ja. Du kannst dich noch bewegen. Du kannst dich noch anziehen. Du kannst noch sprechen. Du kannst sogar widersprechen.
Aber:
Du brauchst Unterstützung beim Alltag. Du brauchst Struktur. Du brauchst jemanden, der dich sieht.
Und was sagt das System?
„Das ist kein Pflegegrad. Sie sind zu selbstständig.“
Willkommen beim Pflegegradroulette
Ein System, das bewertet:
Nicht:
Das eigentliche Problem?
Pflege beginnt da, wo das System sagt: Jetzt lohnt sich das. Aber was ist mit den Jahren davor? Was ist mit dem täglichen Kampf um Energie, Struktur, Sinn?
Was ist mit dir, FRANK?
Du mit Pflegegrad 1: Zu gut zum Sterben. Zu schlecht zum Leben. Und immer kurz vor dem Kipppunkt.
Der MDK-Gutachter
Er kommt rein, schaut sich um, fragt mechanisch:
„Können Sie sich selbst die Haare waschen?“ „Wissen Sie, welcher Tag heute ist?“ „Waren Sie im letzten Monat im Theater?“
Du antwortest ehrlich. Du versuchst, nicht zu übertreiben. Du willst fair bleiben.
Und bekommst dafür:
Pflegegrad abgelehnt.
Du hättest sagen sollen, dass du nachts schreiend aufwachst, dass du alleine weinst, dass du Angst hast, zu ersticken, aber hey – du warst zu tapfer.
Für das System gilt:
Nur wer völlig am Ende ist, bekommt Hilfe. Und wer kämpft, wird bestraft.
Ein Pombie, der noch funktioniert, ist kein Fall fürs Pflegesystem. Sondern ein Fall für die Warteschleife.
Und jetzt?
Widerspruch einlegen. Mit ärztlichen Gutachten, Formblatt 17a, und einer zusammenfassenden Einschätzung deiner Lebensunwürdigkeit.
Du musst dich selbst beschreiben als Belastung. Als Pflegefall. Als Mensch zweiter Klasse. Weil sonst niemand aufschreibt, wie schlimm es ist.
Fazit?
Pflegegrad ist kein Schutz. Es ist ein Glücksspiel. Und manchmal auch ein Urteil über deinen Lebenswert.
📄 Kapitel 9: "Kasse sagt Nein" – Ein Drama in vier Akten und 17 Briefumschlägen
Du bist krank. Nicht ein bisschen müde, sondern „Das-Leben-ist-ein-Kraftakt“-krank. Du brauchst Hilfe, Unterstützung, Entlastung.
Und da ist sie, deine Hoffnung: Die gesetzliche Krankenkasse.
„Wir sind für Sie da“ steht auf dem Briefkopf.
Du öffnest den Umschlag, reichst den Antrag ein… …und beginnst einen bürokratischen Thriller, gegen den jeder Netflix-Film wirkt wie ein Erklärvideo zur Sockensortierung.
🎭 Akt 1: Der Antrag
Du hast alles vorbereitet:
Du gibst alles ab. Du wartest. Du hoffst.
🕰️ Akt 2: Die Rückmeldung
Nach drei Wochen kommt ein Schreiben:
„Ihr Antrag ist eingegangen. Die Bearbeitung kann bis zu 8 Wochen dauern.“
Du denkst:
„Klar, die müssen sich ja auch Mühe geben…“
Spoiler: Mühe ja, aber nicht für dich.
❌ Akt 3: Die Ablehnung
Dann kommt sie. Die Mutter aller Briefe.
„Nach eingehender Prüfung sehen wir keine medizinische Notwendigkeit für die beantragte Leistung.“
„Eingehend geprüft“ heißt:
🧨 Akt 4: Der Widerspruch
Du bist wütend. Du fühlst dich wie ein Bittsteller im Mittelalter. Also legst du Widerspruch ein.
Was kommt?
„Ihr Widerspruch ist eingegangen. Bitte rechnen Sie mit einer Bearbeitungszeit von bis zu 12 Wochen.“
Oder – wenn’s hart läuft:
„Ihr Widerspruch wurde abgelehnt. Der medizinische Dienst sieht keine Veränderung der Ausgangslage.“
Na klar. Was soll sich auch verändert haben? Ach ja – Dein Vertrauen.
Zwischenfazit:
Und all das, damit du vielleicht ein Inhalationsgerät bekommst, das du längst brauchst. Oder eine Haushaltshilfe. Oder Reha. Oder nur: Anerkennung.
Pombie-Realität:
Wir sind systematisch unterversorgt, weil die Verwaltung chronisch misstraut. Die Kasse rechnet in Quartalen, aber wir leben in Tagen.
🗣️ Kapitel 10: Widerstand der Pombies – Wenn du trotz Cortison und Widersprüchen noch eine Stimme hast
Lange haben wir geschluckt. Tabletten. Ablehnungen. Demütigungen. Formulare.
Wir haben durchgehalten. Gezählt. Gehofft. Geflucht.
Aber jetzt… reden wir.
Wir sind viele.
Wir sind die, die man nicht sieht, weil wir nicht rennen. Die, die man nicht hört, weil unsere Stimme im Lärm der Gesunden untergeht. Die, die nicht schreien können, weil uns die Luft fehlt.
Aber wir haben gelernt: Stillhalten bringt keine Versorgung. Anstand bringt keinen Rollator. Geduld heilt keine Krankheit.
Wir schreiben.
📲 LinkedIn-Posts, die viral gehen, obwohl wir keine Kraft haben.
📢 Kommentare, die knallen, obwohl wir eigentlich ruhen müssten.
📝 Bitterböse Blogartikel, die sich zwischen Inhalator und Biotonne formen.
Wir teilen Geschichten, stellen Fragen, widersprechen Politikern, fordern Ärzte heraus, blamieren Kassen – mit der schärfsten Waffe, die ein Pombie hat: Wahrheit.
Wir gründen.
Wir treten auf.
Vielleicht nicht auf Bühnen, aber in Panels. In Meetings. In Anhörungen.
Wir sind unbequem, weil wir ehrlich sind. Wir sind laut, weil wir zu lange leise waren.
Und ja –
wir haben Cortison-Gesichter, Rippenbrüche, Osteoporose, Beatmungsschläuche, Pflegegrade zum Schämen, und Krankheitsverläufe wie Horrorfilme.
Aber weißt du was?
Wir leben. Wir denken. Wir schreiben. Und wir. Hören. Nicht. Auf.
Die Welt braucht uns.
Nicht, weil wir Opfer sind, sondern weil wir Beweise lebender Systemfehler sind.
Wir sind Pombies – zu klug für Stille, zu krank für Rücksicht, zu lebendig, um ignoriert zu werden.
📢 Kapitel 11: Forderungen aus dem Zwischenreich – Was POMBIES wirklich brauchen
Du willst Forderungen? Nicht dieses lächerliche "Wir bitten höflich um mehr Beachtung"-Gedöns. Keine weichgespülte Politikfloskel. Sondern:
POMBIE-REALITÄT in Listenform.
🧬 1. Anerkennung von Zwischenzuständen
Wir sind nicht gesund – aber auch nicht tot. Wir sind nicht Pflegefall – aber auch nicht funktionsfähig. Und dieses verdammte System funktioniert nur in Null oder Eins. Aber wir sind das Dazwischen. Die graue Zone. Die gelebte Ausnahme vom Algorithmus.
Wir fordern: 💥 Eine Versorgung, die uns nicht erst hilft, wenn wir kollabieren. 💥 Eine Pflege, die nicht auf Windeln wartet, bevor sie anspringt. 💥 Eine Sprache, die nicht stigmatisiert, sondern uns erkennt.
🧠 2. Mental Health ist kein Lifestyle
Psychische Erkrankungen sind kein Trend. Depression ist kein Burnout auf Spa-Niveau. Angststörung ist kein „Ich fühl mich heute unruhig“.
Wir fordern: 💥 Ernsthaftigkeit. 💥 Therapieplätze ohne Wartezeiten jenseits der Halbwertszeit. 💥 Und ein Ende der Unsichtbarkeit – weil man keine Gipsbinde fürs Hirn tragen kann.
🦴 3. Seltene Krankheiten = keine seltenen Patienten
Wir sind viele. Aber verstreut. Vergessen. Übersehen.
Wir fordern: 💥 Fachärzte, die uns nicht googeln müssen. 💥 Versorgungsketten, die auch seltene Pfade kennen. 💥 Und: Ernst genommen zu werden, auch wenn wir nicht ins ICD-Töpfchen passen.
🧾 4. Bürokratieentschlackung jetzt
Ein Antrag auf Reha fühlt sich an wie ein Antrag auf den Friedensnobelpreis. Ein Widerspruch auf Pflegegrad wie der Versuch, Gott um Rückruf zu bitten.
Wir fordern: 💥 Ein digitales System, das hilft, statt uns auf die Knie zu zwingen. 💥 Sachbearbeiter, die uns nicht als Nummer, sondern als Menschen sehen. 💥 Und eine Verwaltung, die sich nicht selbst für den Patienten hält.
👩⚕️ 5. Hausärzte als Mitstreiter, nicht Gatekeeper
Wir wollen keine Mini-Götter mit Formularfetisch. Wir wollen keine Schutzmauern vor Facharztterminen. Wir brauchen:
💥 Hausärzt*innen, die begleiten, nicht blockieren. 💥 Schulungen, damit selten nicht gleich „spinnert“ heißt. 💥 Und Respekt – auch wenn wir mit Listen kommen.
📱 6. Digitalisierung mit Sinn, nicht zum Selbstzweck
ePA? Leer. Patienten-Messenger? Stumm. Telemedizin? Von der BARMER blockiert.
Wir fordern: 💥 Systeme, die miteinander sprechen – nicht an uns vorbei. 💥 Technik, die uns Zeit spart – nicht Lebenszeit raubt. 💥 Und einen digitalen Raum, in dem POMBIES nicht verlorengehen.
🎙️ 7. Beteiligung, die mehr ist als Deko
Wir sind nicht die Betroffenen, die man für hübsche Social-Media-Posts einlädt. Wir sind die mit Expertise durch Erfahrung. Die mit Durchblick, weil wir alles durchgemacht haben.
Wir fordern: 💥 Sitze am Tisch. 💥 Stimmrecht. 💥 Budget. 💥 Macht.
Nicht, weil wir laut sind – sondern weil wir es besser wissen.
🎬 Fazit:
Wir sind POMBIES. Und wir sind nicht mehr leise. Nicht mehr demütig. Nicht mehr bereit, zu warten, zu bitten, zu verfallen.
Wir fordern alles. Und zwar jetzt.
⚰️ Kapitel 12: Epilog eines Systems im Endstadium – Oder: Warum Untote manchmal die bessere Gesellschaft sind
Man hat uns gesagt, wir sollen „gesund bleiben“. Wir haben gelächelt. Und uns gedacht:
„Zu spät.“
Man hat uns gesagt, wir sollen „Verantwortung übernehmen“. Wir haben genickt. Und dabei den zehnten Antrag auf Hilfsmittel ausgefüllt.
Man hat uns gesagt, wir sollen „Vertrauen ins System“ haben. Wir haben es versucht. Bis das System uns zurückgerufen hat:
„Kein Anschluss unter dieser Nummer.“
Willkommen im Endstadium.
Ein Gesundheitssystem, das sich selbst für gesund hält. Ein Reha-System, das sich anfühlt wie Zwangs-Yoga mit Knieschaden. Eine Digitalstrategie, die noch in der Steinzeit denkt – aber in der Cloud verreckt. Und eine Politik, die Prävention buchstabieren kann, aber sie mit dem Fitnessstudio für GKV-Versicherte verwechselt.
Und da stehen wir.
Die POMBIES. Zwischen Leben und Leistungskatalog. Zwischen Atemnot und Aktenlage. Zwischen Hoffnung und der nächsten Ablehnung.
Wir sind die Geister, die sie riefen – die das System produziert, verdrängt, und vergessen hat.
Aber wir sind noch da.
Was bleibt?
🧠 Unser Witz. 💬 Unser Sarkasmus. 🖋️ Unsere Worte. 💣 Unsere Wut.
Und ja, vielleicht auch ein bisschen Hoffnung – nicht auf Heilung, sondern auf einen Moment, in dem jemand hinsieht und sagt:
„Ach du Scheiße – wir haben sie wirklich im Stich gelassen.“
Das Vermächtnis der POMBIES:
Wir wollten nicht viel.
Nur…
Aber stattdessen haben wir ein Manifest geschrieben. Ein Mahnmal. Ein Monolog der Undankbaren. Ein Abgesang in Moll – mit mittlerer Hustenfrequenz und minimaler Aussicht auf Besserung.
Das war es. Ein System stirbt nicht plötzlich. Es verfault langsam. Und mittendrin stehen wir. Als Beweisstücke. Als Mahnwachen. Als POMBIES.
Zu krank, um ignoriert zu werden. Zu laut, um überhört zu bleiben. Zu sarkastisch, um nicht gefährlich zu wirken.
Und deshalb sagen wir nicht:
„Gute Besserung.“
Sondern:
„Glückwunsch – Ihr System funktioniert. Für alle, die nicht krank werden.“
👻 Ende.
Mechaniker bei Sumitomo (SHI) Demag
1 MonatErinnert an Bertolt Brecht: Der Gute Mensch aus Sezuan. "Wir stehen selbst enttäuscht und sehen betroffen. Den Vorhang zu und alle Fragen offen." Die Lösung müssen wir, die Leser, uns selbst geben. Brecht hilft uns mit seinem epischen Theaterstück dabei, indem er uns nicht hilft.
Sozialarbeiterin im Ruhestand | Microsoft Office, Webseiten, Social, Klima retten, Mensch, Kultur, Politik Gesellschaft FDGO!
1 MonatHerzlichen Dank für das Manifest der Pombies! Sehr gut geschrieben, manchmal, aus meiner Sicht, kurz vor der Kiste in die ja jeder mal verschwindet. Und mit viel Zorn auf das KV System. Vielleicht wäre es ganz hilfreich eine Demo der Pombies zu organisieren, halbtot, ohne ausreichend Luft zum Atmen. In allen Städten, da reiseunfähig. Ich mach mit!
Nur für heue
1 MonatGenau so eine wunderbare Beschreibung, die trifft. Wir sind ja genau genommen der Feind weil wir sie vor die Wand laufen lassen. Sie finden uns nicht im Lehrbuch, gemein...was sollen sie in den Bericht schreiben.? Übrigens Fibromyalgie wird auch gerne als Diagnose genommen wenn niemand weiter weiss
Einzelhandel Fachkraft
1 MonatDen halbwegs gesunden Eindruck haben die Patienten sich selbst erkämpft ...nicht irgendein Arzt 🤔! Arztwahl ist in Deutschland darauf die Lösung und auch Geld zu investieren, wo die gesetzliche Versicherung nicht mehr greift.Seltene Krankheiten kommen zu Tage ,wenn sie ihre Zeit kommen sehen .