Verblassende Sommerträume: Wenn sich das Fenster zur Welt schließt

Verblassende Sommerträume: Wenn sich das Fenster zur Welt schließt

Langsam müssen wir uns der Realität stellen - der Sommer ist vorbei! Doch viele von uns haben zumindest das Glück, auf wunderbare Urlaubserlebnisse zurückzublicken. Sei es der Blick in die weite Landschaft vom Gipfel des Berges oder das Glitzern der Sonne auf strahlend blauen Wellen. Es sind oft die Augenblicke, die uns in Erinnerung bleiben. Und es ist das Augenlicht, mit dem wir einen Großteil dieser Eindrücke aufnehmen. Die Augen sind unser Fenster zur Welt.

Doch was passiert, wenn sich dieses Fenster schließt? 

Wie sehr wir uns auf unser Augenlicht verlassen, wird uns erst bewusst, wenn das Sehvermögen nachlässt. Wenn die Straßenschilder in der fremden Stadt immer schwerer zu entziffern sind und das Buch am Strand zur anstrengenden Aufgabe wird. Wenn unsere Eindrücke in Unschärfe versinken. 

Wir leben in einer alternden Gesellschaft und der Verlust des Sehvermögens ist Tag für Tag bittere Realität für Millionen von Menschen in Deutschland. Augenerkrankungen sind heute Volkskrankheiten - und eine enorme gesellschaftliche Herausforderung. Allein an drei der häufigsten Erkrankungen des Auges - altersabhängiger Makuladegeneration (AMD), Glaukom und Diabetische Retinopathie (DMÖ) - leiden hierzulande fast 10 Millionen Menschen.


Statistische Darstellung der von Netzhauterkrankungen betroffenen Personen mit weltweiter Verteilung
Netzhauterkrankungen betreffen weltweit Millionen von Menschen


Diese Erkrankungen schränken die Lebensqualität jedes Einzelnen erheblich ein. Für Betroffene bedeuten sie einen zunehmenden Verlust von Unabhängigkeit: Einfache Alltagsaufgaben werden zu schwierigen Hürden, und die Freude an vielen Dingen des Lebens verblasst – buchstäblich. Gleichzeitig stellen Augenerkrankungen auch unser Gesundheitssystem vor enorme Herausforderungen - denn der medizinische Bedarf an effektiven und gleichzeitig patientenfreundlichen therapeutischen Lösungen ist nach wie vor hoch. 

“Für uns ist die Ophthalmologie einer der zentralen Bereiche, in denen wir uns mit unserer Forschung und Entwicklung engagieren”, betont Cornelia Funk, Leiterin der Operating Unit Ophthalmologie bei Roche in Deutschland. 

Der Leidensdruck der Patient:innen mit einer Netzhauterkrankung ist enorm: Die Behandlung von AMD und DMÖ erfordert eine lebenslange Spritzentherapie, bei der Ärzt:innen den Wirkstoff direkt ins Auge injizieren. Wirkungsvoll, jedoch für die Patient:innen mit erheblichen Unannehmlichkeiten verbunden. Da es sich um chronische Erkrankungen handelt, muss dieser Eingriff in regelmäßigen Abständen wiederholt werden. Das kostet Betroffene viel Zeit und Nerven. 

Immer mehr Menschen kämpfen mit der Angst zu erblinden und müssen häufige Behandlungen über sich ergehen lassen. Wir erkennen die Notwendigkeit, sich dieser Problematik anzunehmen”, erklärt Funk.  “Es ist uns wichtig, Behandelnde und Betroffene mit wirksameren Therapien zu entlasten, die sich gleichzeitig gut in ihren Alltag integrieren lassen.” 

Denn je länger die Abstände zwischen den Spritzen sein können, desto uneingeschränkter können Patient:innen ihr Leben gestalten. Schließlich bedeuten weniger Eingriffe ein niedrigeres Infektionsrisiko und dadurch eine flexiblere Zeitgestaltung.

Gerade ältere oder geschwächte Patient:innen profitieren von möglichst schonenden Therapien. Sie brauchen oft familiäre Unterstützung, um an den Ort der Behandlung zu gelangen. Je länger sich die Intervalle zwischen den Eingriffen also ausdehnen lassen, desto mehr werden Betroffene und ihre Angehörigen entlastet. Durch kontinuierliche Forschung kann die Notwendigkeit häufiger Behandlungen hinausgezögert werden.  Ein Lichtblick für Betroffene und Behandlungsteams - denn so bleibt auch in den Praxen mehr Zeit, um sich den Patent:innen zu widmen. 


Prognose der Anzahl der von Sehverlust betroffenen Personen bis zum Jahr 2050
Starker Anstieg bis 2050 - wie können wir dem Sehverlust entgegenwirken?


Cornelia Funk unterstreicht: “Wir möchten aber nicht nur kurzfristig bestehende Behandlungen verbessern, sondern auch auf lange Sicht neue Ansätze wagen, um das Feld der Augenheilkunde nachhaltig zu transformieren. Mit einer umfangreichen Pipeline neuer Medikamente wollen wir für die Betroffenen spürbare Fortschritte erzielen."

Das freut Patient:innen wie Renate Bauer-Schlauch (66). Ihr Sehvermögen verschlechterte sich, Linien erschienen ungerade und das Sichtfeld war fleckig. Die Diagnose: eine chronische Netzhauterkrankung. “Das war für mich erstmal ein Schock”, erzählt Frau Bauer-Schlauch. “Die Erkrankung ist bei mir nicht heilbar und ich benötige vermutlich lebenslang eine Therapie. Deshalb war es für mich wichtig, eine Therapie zu erhalten, die ich langfristig durchhalten kann und deren Erfolg sichtbar für mich ist. Also, dass ich meine Verbesserung der Sehschärfe lange erhalten kann und möglichst lange Spritzenabstände (Intervalle) habe. Denn das bedeutet für mich, dass ich meinen Alltag und damit mein Leben selbstbestimmt gestalten und auch wieder Urlaube genießen kann.”

Für manche Betroffene gibt es mittlerweile eine Alternative: Seit einigen Jahren gibt es in Amerika ein nachfüllbares Augenimplantat für Menschen mit altersabhängiger Makuladegeneration (AMD). Das Besondere: Es ist gerade einmal so groß wie ein Reiskorn. Im Inneren des Implantats befindet sich ein spezieller Wirkstoff, der nur halbjährlich mittels einer Spritze wieder aufgefüllt werden muss. Für Patient:innen kann das eine enorme Erleichterung sein, da so weniger Eingriffe in das empfindliche Auge notwendig sind.

Und vielleicht sind irgendwann gar keine Spritzen mehr notwendig...

Das kommende Jahrzehnt wird von zahlreichen Innovationen geprägt sein”, verrät Cornelia Funk. “Darunter auch die potenziell revolutionäre Entwicklung von Zell- und Gentherapien, an denen wir intensiv forschen und in die wir investieren.” 

Zell- und Gentherapien faszinieren besonders, da sie das Potenzial haben, chronische Erkrankungen zu heilen oder deren Symptome nachhaltig zu lindern. Anstatt regelmäßig Medikamente einzunehmen oder invasive Eingriffe hinzunehmen, könnte idealerweise bereits eine einzige Behandlung ausreichend sein. Durch die Reparatur oder den Ersatz krankheitsverursachender Gene sowie das gezielte Einschleusen gesunder Zellen eröffnen sich für Ärzt:innen und Forschende zahlreiche neue Möglichkeiten, Krankheiten wirksam zu behandeln. Was aktuell noch wie Science Fiction klingt, wird schrittweise für immer mehr Krankheiten zur Realität und verhilft Patient:innen zu mehr Lebensqualität. Mit vielen erfreulichen Begleiterscheinungen: Die unermüdliche Erforschung neuer Behandlungsmethoden wird der Schlüssel sein, um der Überlastung unseres Gesundheitssystems entgegenzuwirken und Arztpraxen nachhaltig zu entlasten - so können wir der Überalterung und all ihren Facetten etwas entspannter entgegenblicken.  

Welche Rolle Gentherapien als Therapie der Zukunft in Deutschland spielen werden, beleuchten wir in der nächsten Ausgabe unseres Newsletters genauer.

Wir hoffen, die sechzehnte Ausgabe von Snackable Science hat Ihnen gefallen. Über Anregungen und Feedback freuen wir uns jederzeit unter grenzach.communications@roche.com oder über unseren LinkedIn-Kanal.


Quellen: 

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