Strukturelle Defizite in Unternehmen reduzieren und ganz auflösen.
Agilität durch Teilung oder Zusammenführung?
Die aktuelle Historie von immer mehr Unternehmensentwicklungen zeigen ein immer gefährlicheres Bild. Gerade im Mittelstand gilt die Neuaufnahme von Unternehmen und/oder die Zerschlagung der bestehenden Unternehmen in ein Mosaik fraglich agiler Einheiten als vermeintliches Patentrezept. Gewissermaßen gegen Corporate Sclerosis.
Doch was, wenn der bisher gefeierte Königsweg zur Agilität in Wahrheit in die operative Lähmung führt? Gerade dies wird aber bei immer mehr Unternehmen deutlich erkennbar.
Hierbei werden häufig auch die unsichtbaren Kosten dieser Strategie missachtet. Wer Klarheit haben will, muss sich näher und konstruktiv mit folgenden Thesen beschäftigen:
Das häufige Versprechen der Entflechtung - Ein nachvollziehbarer Reflex
Die Logik hinter der Zerlegung eines Konzerns in mehrere Gesellschaften ist auf den ersten Blick bestechend:
und die Möglichkeit, spezialisierte Talente mit dem Versprechen von echter unternehmerischer Freiheit zu gewinnen. Jede Einheit agiert wie ein Schnellboot – wendig, fokussiert und eigenverantwortlich.
Ein verlockendes Bild, insbesondere im Kontrast zum schwerfälligen Tanker des traditionellen, monolithischen Konzerns. Doch diese Sichtweise übersieht eine kritische Dimension: die Reibungskosten, die an den Nahtstellen dieser neuen Autonomie entstehen. Doch wenn der Zeitraum für Verbesserungen zu lang ist, ist auch das Schnellboot sehr schnell überfordert und bleibt hinter einem gut strukturierten "Tanker" zurück.
Die unsichtbare Steuer - Wenn Koordination zur Kernkompetenz werden muss
Stellen Sie sich eine CEO vor, die ein Jahr nach der Aufspaltung ihres Unternehmens in 10 „agile“ GmbHs oder eine zu spät vorgenommene Restrukturierung Bilanz zieht.
Statt von befreiter Innovationskraft hört sie von zermürbenden Grabenkämpfen um Verrechnungspreise. Statt von schnellen Markterfolgen berichten die Teams von monatelangen Hürdenläufen zur Klärung von IP-Rechten und internen Leistungsverrechnungen. Die einst agile Schnellboot-Flotte treibt manövrierunfähig in einem selbst geschaffenen Ozean aus Intercompany-Verträgen.
Dieses hier erkennbare Phänomen ist die „Koordinations-Steuer“: Jede Interaktion zwischen den rechtlich getrennten Einheiten wird zu einer formalen Transaktion, die oft erhebliche Ressourcen bindet:
Die Annahme, dass rechtliche Trennung automatisch zu operativer Exzellenz führt, ist ein fundamentaler Trugschluss. Hier tauscht man dann lediglich eine Form der Komplexität gegen eine andere, weitaus tückischere ein.
Jenseits der Rechtsform - Ein Plädoyer für den operativen Kern
Was ist also die Alternative? Die Lösung liegt nicht darin, die Rechtsform als primären Hebel für Agilität zu missverstehen. Stattdessen müssen wir eine entscheidende Trennung vornehmen: die zwischen der rechtlichen Hülle und dem operativen Kern.
Erfolgreiche Organisationen der Zukunft werden nicht dadurch definiert, wie viele GmbHs sie haben, sondern dadurch, wie stark ihr gemeinsames operatives Rückgrat ist.
Dieses Rückgrat besteht aus den Elementen, die unteilbar sein müssen, um Skaleneffekte und echte Synergien zu ermöglichen:
Auf dieser Plattform können dann auch rechtlich eigenständige Einheiten mit maximaler Freiheit agieren, ohne das Gesamtsystem zu lähmen. Sie kombinieren gewissermaßen die juristischen und finanziellen Vorteile der Trennung mit der operativen und kulturellen Stärke der Integration.
Ihr möglicher Kurswechsel: Vom Architekten zum Gärtner eines Ökosystems - Denken Sie als Unternehmensverantwortlicher Ihre Rolle neu.
Dieser Wechsel der Denkfigur führt zu einer fundamental anderen strategischen Fragestellung. Statt zu fragen: „Welche Einheit können wir als Nächstes ausgründen, um einen bilanziellen Vorteil zu erzielen?“, lautet die Schlüsselfrage, die den wahren Werttreiber adressiert:
Was ist der unteilbare, digitale und kulturelle Kern, der unser gesamtes Ökosystem erst wertvoll und schlagkräftig macht?
Diese Frage zwingt Sie, die Quelle Ihres eigentlichen Wettbewerbsvorteils zu identifizieren – jene integrierten Fähigkeiten, Daten und kulturellen Normen, die mehr sind als die Summe ihrer Teile und die in keiner Einzelbilanz abgebildet werden.
Meine Empfehlungen für die relevanten Entscheider - Um diesen erläuterten Kurswechsel erfolgreich zu gestalten, bedarf es konkreter Schritte, die weit über die reine Strukturanpassung hinausgehen:
Unsere Fragen für eine strategische Reflexion
Wir stellen die Fragestellungen für eine Abspaltung bzw. Nicht-Reorganisation nicht grundsätzlich infrage, möchten mit diesem Artikel jedoch noch einmal einen Anstoß geben, die Risiken und Chancen noch einmal zu bewerten.
Ein geplanter Wandel erfordert einen offenen und kritischen Dialog.
Mich interessiert Ihre Perspektive: Was war Ihr wirksamster Hebel – kulturell, prozessual oder technologisch – um die unsichtbare ‘Koordinations-Steuer’ zu senken und echte Synergien und Agilität freizusetzen?
Es gibt gut strukturierte Audits, um den aktuellen Weg systematisch zu hinterfragen und so auch die neuen Chancen für eine systematische Anpassung (Teilen versus Integrieren) deutlich auszuweisen.
Sprechen Sie uns an. Entweder über den unten stehenden Kontakt oder aber auch auf unserem nächsten Kongress in Saarbrücken am 15./16. Oktober 2025.
Viele Grüße - Klaus J. Schmidt - c/o Institut für Produktions- und Logistiksysteme - Prof. Dr. Klaus-Jürgen Schmidt, Heinrich-Barth-Str. 32, 66115 Saarbrücken - Telefon: +49 681-95431-0, Mobil +49-171-4540836 Web: www.gfpm.eu, www.akjnet.de, www.iplnet.de und Mail: klaus-juergen.schmidt@iplnet.de